Dorfgeschichte

 Ein Rückblick in die Dorfgeschichte

Wie viele andere Dörfer in unserer Region kann Holzhausen auf eine jahrhundertealte Geschichte zurückblicken. Große Ereignisse wie Kriege, politische und wirtschaftliche Entwicklungen und Neuerungen haben das Bild ebenso geprägt wie das tägliche Leben der Bevölkerung. Leben und Sterben, harte Arbeit in der Landwirtschaft, als Fuhrleute oder als Tagelöhner prägten den Alltag und die Menschen.

Bei vielen Dörfern und so auch bei Holzhausen weisen Funde und andere Indizien darauf hin, dass sie viel älter sind, als wir wissen. Die Anfänge liegen im Dunkeln verborgen, bis der Dorfname eines Tages in einer Urkunde, einer Inschrift oder sonst einer Hinterlassenschaft der Geschichte auftaucht. In diesem Sinne fällt Licht auch auf die Geschichte unseres Dorfes durch die Urkunde, die unserer verstorbener Heimatforscher Erich Georg 1989 im Staatsarchiv Wiesbaden fand. Sie teilt uns nicht nur das Datum der Ersterwähnung mit, sondern lässt auch gewisse Rückschlüsse auf die Besitzverhältnisse in unserem Raum zu.

Holzhausen Ersterwähnung

Holzhausen Ersterwähnung

Wirtschaftsbasis des Dorfes war lange Zeit die Land- und Forstwirtschaft, später kamen der Handel sowie Bergmannsarbeit hinzu. Auch die drei Mühlen am Wetterbach dürften ein wichtiger Wirtschaftsfaktor gewesen sein. Über ein halbes Jahrtausend zeichneten sich die Holzhäuser besonders als Fuhrleute und Händler aus. Wer nicht wenigstens mindestens einmal in Holland mit Hopfen und Getreide gehandelt hatte, galt nicht als rechter Hick. Doch nicht nur in wirtschaftlicher sondern auch in geistiger Hinsicht ist Rühmliches zu berichten. In Holzhausen gab es bereits 1550 eine lateinische Schule, 1584 kam eine deutsche Schule hinzu.

Der Hickengrund mit Holzhausen war immer altes Grenzland. Hier stießen die Interessen- oder Einflusssphären aufeinander: In unserem Raum prallten germanische Angreifer auf vorgermanische Siedler, hier wurde im früher Mittelalter die nordöstliche Grenzmark des fränkischen Reiches gegen die Sachsen angelegt, hier trafen  die Erzbistümer Mainz, Trier und Köln aufeinander, hier ging es hin und her mit dem Hickengrund zwischen Haiger und Burbach – Siegen. Heute stoßen hier drei Bundesländer zusammen.

Diese Lage und günstige wirtschaftliche Randbedingungen könnten der Grund dafür sein, dass 1820 Holzhausen mit über 800 Einwohnern neben Weidenau die größte Gemeinde im Siegerland war. 1812 wurden 134 Wohngebäude, eine Kapelle, ein Schulhaus, zwei Backhäuser sowie drei am Wetterbach gelegene Mahlmühlen gezählt. In den folgenden 100 Jahren sah unser Dorf keine wesentliche Weiterentwicklung, Einwohnerzahl und Gebäudestand blieben weitgehend unverändert. Größere Einschnitte ergaben sich erst mit der Folge der Industrialisierung und der zwei Weltkriege. Vor allem ab 1960  hat sich die Funktion Holzhausens vom Dorf hin zum Wohn- und Gewerbestandort wesentlich verändert und zu einem starken Flächenwachstum geführt. Mit der Erschließung der neuen Baugebiete wurde zwischenzeitlich die Einwohnerzahl von 2.300 überschritten. (Autor: Ulrich Krumm)

Hauptgeschichtsdaten von Holzhausen

Um 500 v. Chr.
Beginn der Besiedlung des Hickengrundes durch die Kelten
Um 200 n. Chr.
Abzug / Entsiedlung des Hickengrundes
Ab 650 n. Chr.
Planmäßige Wiederneubesiedlung
Holzhausen im Mittelalter
Um 800
Beginn der Christianisierung
1048
Einweihung der Haigerer Kirche  als Mutterkirche der ganzen Haigermark einschl. des Hickengrundes
1323
Haigermark wird Bestandteil des
Nassau-Dillenburgischen Gerichtes
1326
Erstkundliche Erwähnung von Holzhausen
Um 1450
Fertigstellung der Holzhäuser Kapelle
1560
Erste Lateinschule im Dorf
1581
Einführung der reformierten Lehre

Oranische Zeit

1607
Umpfarrung Holzhausen von Haiger zu dem Kirchspiel Niederdresselndorf
Verlegung des Hickengrundes durch Georg von Beilstein zur Amtvogtei Burbach
1634
Schwedenhorden überfallen Holzhausen, sie werden verjagd
1739
Zuordnung des Hickengrundes zur Nassau-Dietz’schen Linie mit Sitz in Dillenburg
1769
Fertigstellung des neuen Schulhauses
1806 – 1812
Hickengrund ist Teil des unter Napoleon neuerstandenen Herzogtums Nassau

Beginn der preußischen Zeit

1816
Einbeziehung des Hickengrundes in den preußischen Landkreis Siegen
1845
Holzhäuser rebellieren im Zuge der revolutionären Bewegung gegen den Amtsvorstand Krombach
1861
Eröffnung der Eisenbahnlinie Gießen – Köln
durch den Hickengrund
1877 – 1879
Gründungen von Vereinen

Das 20. Jahrhundert

1919
Erste Gründung eines SPD Ortsvereins im Siegerland in Holzhausen
1921
Bau der Sängerhalle
7. Juli 1932
Der Holzhäuser Bürger Siegfried Betz wird in seinem Elternhausvon Nazis als erstes Opfer im Siegerland erschossen
13. Mai 1934
Großbrand „Lange Reihe“ (Hickengrundstraße)
5 Häuser werden zerstört
27. März 1945
Befreiung Holzhausen durch die Amerikaner

September 1950
Einweihung neue Sängerhalle

1955
Errichtung „Neue Siedlung“
Ansiedlung der Fa. Kritzler (jetzt. Fa. Salzgitter Mannesmann Präzisrohrwerk)
1960
Einstellung des gemeinschaftlichen Viehauftriebes
1962
Neubau Turnhalle
1965
1. Platz im Kreiswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“
1967
Abschluss Neubau Hauptschule
1968
Ausbau Ortsdurchfahrt und Beginn Bau der Umgehungsstraße
31. Dezember 1969
Aufgabe der kommunalen Selbständigkeit mit Eingliederung in die neue Gemeinde Burbach
1982
Errichtung der Grillhütte
1998
Restaurierung „Alte Schule“
2001
675-jähriges Dorfjubiläum mit großem Festprogramm
2002
1. Platz im Kreiswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“
2005
Einrichtung des Naturlehrpfades „Wetterbachtal“
2006
Vorlage „Dorfentwicklungskonzept“
2006
Umbau Sportplatz zu einem Kunstrasenplatz
2008
Bau des Verkehrskreisel „Dorfeingang Höhe Friedhof“
2010
Einführung der Gestaltungssatzung für das alte Dorf von Holzhausen
Erhalt des Naturbadeweihers durch einen naturnahen Umbau in Trägerschaft des Heimatvereins
2011
Wiederaufbau der abgebrannten Grillhütte des Heimatvereins
Neubau Hochbehälter zur Sicherstellung der dörflichen Wasserversorgung
2012
Erweiterung des Kindergartens
Revision des dörflichen Wanderwegenetzes
2013
50 Jahre Tagungs- und Erholungsstätte Holzhausen des Blauen Kreuzes Deutschland
Planung Neubau Bahnviadukt „Große-Stein-Straße
2014
Gold-Dorf im Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
2015
Gold-Dorf im Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
Fertigstellung Neubau Bahnviadukt

2016

Fertigstellung des internationalen Tagungszentrum Kari’mu /Wycliff

Silber-Dorf im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“

2017

27. Januar – Überreichung der Preise des Dorfwettbewerbes in Berlin

3. November: Anbringung Gedenktafel zum 85. Todestag von Siegfried Betz  als erstes Opfer der Nazis im Siegerland durch die Dorfgemeinschaft

2018

Wetterbachtal als Juwel des Naturpark Sauerland Rothaargebirge ausgezeichnet

7. Oktober – Tag der biologischen Vielfalt im Wetterbachtal

Im Dezember – Fertigstellung Dorfprojekt „Aufwertung Bushaltestellenbereich Höhe Einkaufszentrum

2019

Anbau Kindertagesstätte

Einrichtung Leader-Projekt „Naturschätze Hickengrund“ im Naturschutzraum „Alte Schule“

2023

Herstellung Einrichtung Leader-Projekt „Bohlenweg Naturspur Wetterbachtal“

Brandkatastrophe im alten Dorf von Holzhausen, in der Färberstraße vernichtet ein Brand zwei alte Fachwerkhäuser

2024

Beginn Anbau Grundschule und Neubau Feuerwehrgerätehaus

Autor Ulrich Krumm

Weitere Beiträge 

Über die Identität der Hicken

Zusammengestellt aus Beiträgen im Heimatspiegel Holzhausen von Ulrich Krumm
Quelle: Staatsarchiv Münster

Zum Lesen und zum Download

__

Die alten Mühlen im Hickengrund, ein Blick in die Geschichte einer vergangenen Dorfkultur

Zum Lesen und zum Download

__

Sage vom Hans Hick und Wackebold, dem unheimlichen Riesen

In uralten Zeiten, als die Berge des Hickengrundes noch mit wilden Urwäldern bedeckt waren, hauste auf der Höhe ein mächtiger Riese, Wackebold genannt. Der war so stark, dass er die Bäume des Urwaldes ausreißen konnte, um die Menschen zu erschlagen, wenn sie sich in seine Berge verirrten. Kein Mensch wagte mehr, die Höhe zu betreten, und selbst im Tale war man seines Lebens nicht mehr sicher, denn Wackebold warf sogar auch dorthin mit Basaltwacken. Die sausten wie Kugeln durch die Luft und wehe dem Wanderer, der ahnungslos durch das Wiesental zog: des Riesen Faust verfehlte ihr Ziel nie! Die Steine rollten bis an die tiefste Stelle des Tales: in den Wetterbach. Die Bewohner des Dörfchens am Fuße des Berges verließen deshalb aus Furcht ihre Hütten, um im Nassauer Ländchen eine sichere Unterkunft zu suchen.

Viele hundert Jahre blieb die Gegend menschenleer, und der Riese ward vergessen. Da kam an einem schönen Frühlingsmorgen von den rauhen Höhen des Westerwaldes herab eine rüstige Männerschar. Es war Hans Hick mit seinen sieben Söhnen, alles hagere, baumlange Gestalten, die, durch eine Feuersbrunst um Hab und Gut gebracht , in milderen Talgründen eine neue Heimat suchten.
“Die Gegend hier soll aber nicht geheuer sein“, sprach Hans Hick, als sie aus dem verlassenen Dorf in den Wiesengrund schritten. „Meine Großmutter erzählte oft von einem Riesen, der die Leute hier vertrieben haben soll.“

„Ammenmärchen!“ – sprach Heinz, der Jüngste. In diesem Augenblick erzitterte die Luft. Ein Steinwurf traf den armen Heinz am Kopf, dass er rücklings zu Boden fiel: er war tot. Die anderen hatten gerade noch Zeit, sich hinter einen Wiesenrain zu ducken, als auch schon ein Hagel von Basaltsteinen über sie hinwegging. Sie blieben ruhig liegen, bis die Nacht einbrach und der Steinregen aufhörte. Dann trugen sie den toten Heinz in die halbverfallenen Kirche des Dörfchens. Dort beweinten sie ihn drei Tage lang und begruben ihn. Hans Hick aber schwur dem Riesen bittere Rache.

In einer finsteren Nacht schlich er sich mit seinen Söhnen die Höhe heran. Ein mächtiges Dröhnen ließ den Berg erzittern. Es war das Schnarchen des Riesen, der schlafend neben einem ungeheuren Steinhaufen lag, den er sich zum Vorrat zusammengetragen hatte. Doch ohne Furcht und Zagen schritt Hans Hick auf ihn zu; er nahm einen großen runden Basaltstein hoch in die Hände und stellte sich mit beiden Füßen auf des Riesen breite Stirn. Und als Wackebold gerade kräftig gähnen wollte, warf er ihm den Stein tief in den Rachen, dass der Riese ersticken musste. So endete sein Leben. Hans Hick und seine Söhne begruben den Leichnam des Ungeheuers unter den Steinen des Basaltkegels.

Dann schleppten die mutigen Männer die Bäume zu Tal, die der Riese ausgerissen hatte. Sie zimmerten Balken und bauten hölzerne Häuser im Talgrund. Ein neues Dorf, Holzhausen, entstand unter den fleißigen Händen und ward von den „Hicken“, den Nachkommen Hans Hicks bevölkert. Der Talgrund hieß fortan der „Hickengrund“.

Die tapferen Hicken aber spotteten der furchtsamen Bewohner des verlassenen Dörfchens, die aus Angst vor dem Riesen reißaus genommen hatten und nannten den Ort das Dorf der Esel. Und so entstand aus D`r-Eseln-dorf der Name Dresselndorf. Später wurde das halbverfallene Dorf von dem wackeren Geschlecht der Hicken wieder aufgebaut und bevölkert. Der Spottname blieb.

Wohl tausend Jahre sind vergangen, seit Hans Hick die Gegend von dem Riesen Wackebold befreite. Und doch spukte noch lange der Geist des Riesen in den Wäldern der Hickenhöhe……..

Die Sage zum Anhören Hier

____

Holzhausen – Ein Dorf im Wandel der Zeit

Hickengrund – Heckengrund, existierte bis vor 200 Jahren eine mittelalterliche Befestigungsanlage, die den gesamten Hickengrund einfasste ?
Eine Betrachtung  von Lars Müller
Aufsatz zum Download

Plan zum Aufsatz

Plan zum Aufsatz

Ausarbeitung von Lars Müller: „Kirchenbücher als Spiegel der Geschichte“. Die Abhandlung  enthält zahlreicher Links zu Personen aus dem Hickengrund.

Download hier

Links zur Ahnenforschung im Hickengrund

Ein Blick zurück in das Jahr 2009
Ausstellung „Spurensuche – Holzhausen in alten Bildern“ – eine Zeitreise durch das vergangene Jahrhundert

In der damaligen Ausstellung wurden über 300 Bilder zusammengetragen und thematisch strukturiert. Das Bauen im Dorf, Bilder aus der Land- und Forstwirtschaft, aus den Anfängen der Industrie im Ort, alte Ansichtskarten, Menschen bei der Arbeit, die Geschichte der dörflichen Vereine und Gemeinschaften aber auch Familienbilder und Einzelportraits sind auf 29 DIN A0 bzw. DIN A1 Poster zusammengestellt worden. Dazu gehören auch wichtige politische Ereignisse im Dorf mit dem dunkelsten Abschnitt, der NS-Zeit. Der Zeitraum reicht von der Jahrhundertwende um 1900 bis 1969, also das Jahr wo Holzhausen die politische Eigenständigkeit aufgeben musste und Teil der neu gebildete Gemeinde Burbach wurde.

 

Das Ausstellungsbuch zum Downloaddeckblatt_1

__

Der Chronist berichtet
Geschichtliches zur Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen

Der Hickengrund mit Holzhausen war immer altes Grenzland. Schon vom frühen Mittelalter an  gehörte der Hickengrund zum Besitz der Grafen von Nassau. Bei der Bruderteilung der Nassauer Grafen zwischen Nassau Dillenburg und Nassau Siegen verblieb der  Hickengrund bei der Grafschaft Dillenburg. In der napoleonischen Zeit gehörte  der Hickengrund zu dem napoleonischen Herzogtum Nassau.  Nach dem Wiener Kongress 1815 verblieb der Hickengrund kurz nassauisch bis er durch den Vertrag vom 19. Oktober 1816 dem nunmehr preußischen Landkreis Siegen zugeordnet wurde.
In den Jahren darauf wurde eine Vermessung und Erstvermarkung der Grenze zwischen dem Königreich Preußen und dem Herzogtum Nassau durchgeführt. Unter anderem entlang des Radweges nach Allendorf oberhalb des Beuersbachtales begegnet man den historischen Grenzsteinen vom Königreich Preußen und Herzogtum Nassau. Auf den von der preußischen Landvermessung angebrachten Kalksandsteine mit abgerundetem Kopf, die den alten Grenzverlauf zwischen Holzhausen und Allendorf markierten,  stehen die Buchstabenkombinationen mit folgender Bedeutung:


Auf der Holzhäuser Seite:
Erste Zeile: KP –   Königreich Preußen
Zweite Zeile: GHZN –  Gemeinde Holzhausen
Dritte Zeile: N 156 –  die durchlaufende Grenzstein-Nummerierung
Auf der Allendorfer Seite:
Erste Zeile: HN  –  Herzogtum Nassau
Zweite Zeile: GAD –  Gemeinde Allendorf
Dritte Zeile: N 156 –  die durchlaufende Grenzstein-Nummerierung
Nach dem preußisch-österreichischen Krieg von 1866 (Schlacht bei Königsgrätz)  verlor die Grenze ihren Rechtscharakter als Hoheitsgrenze, da Nassau von Preußen annektiert wurde. Somit war nun beiderseits dieser Grenzungen Preußisches Staatsgebiet. Die Steine trennten lediglich noch die beiden preußischen Kreise Siegen und Dillkreis. Und seit 1946 verläuft hier die Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen und  zwischen dem Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Lahn-Dill-Kreis.

Das Grenzstein-Erfassungsprojekt

Mit Unterstützung des Obmanns für historische Grenzsteine im Bereich des Lahn-Dill-Kreises, Jürgen Daum und Mitarbeitern der Gesellschaft für Heimatkunde (GfH), ein Arbeitskreis des Westerwald-Vereins wurde die Grenzlinie ab dem Gemarkungsdreieckspunkt Holzhausen / Würgendorf / Allendorf oberhalb des Michelbachtales gelegen (Stein Nummer 148) über die Hirzgabel rüber bis zum Dreiländereck im Winterbachtal oberhalb von Oberdresselndorf (Stein Nummer 193) anhand der historischen Vermessungsrisse des Geometers Schüler aus dem früheren Straßebersbach vollständig erfasst. Die Grenzsteinsuche wurde anhand der in den historischen Vermessungsrissen eingetragenen Grenzsteinabstände durchgeführt. Die Entfernungen zwischen den Grenzsteinen sind in der alten Längenmaßeinheit „Rute“ angegeben. Es handelt sich dabei um die preußische Rute mit einer Länge von 3,766 m. 17 Grenzsteine konnten teilweise in unzugänglichem Gelände entdeckt werden Von den dort gesetzten 46 Grenzsteinen wurden 12 Grenzsteine nicht gefunden. Davon sind mit Sicherheit einige Exemplare durch den späteren Straßenbau nach Allendorf, dem Bau der Bahnlinie Haiger-Betzdorf und durch Verlagerungen des Wetterbaches abhandengekommen. Der Geometer Schüler  hat damals die Grenze beginnend am Dreiherrenstein oberhalb von Mandeln bis zum Zollhaus auf der Lipper Höhe vermessen und dazu farbige Vermessungsrisse angelegt. Die in einem Atlas zusammengefassten Risse, auch „Reinkarten“ genannt, befinden sich im Hessischen Staatsarchiv in Wiesbaden. (Autor: Ulrich Krumm)

Übersichtskarte Dokumentation Hier

___

Gegen das Vergessen – Gedenktafel erinnert an Siegfried Betz in Holzhausen

„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben“, Dieser Satz des verstorbenen italienischen Schriftstellers und Auschwitzüberlebenden Primo Levi stand als Mahnung über die gelungene Feier zur Enthüllung einer großen Gedenktafel für das erste Opfer der Nationalsozialisten im Siegerland. Seit Freitag erinnert diese Tafel am Eingang der Hainstraße in Holzhausen an den Holzhausener Bürger Siegfried Betz, der am 25. Juli 1932 im Alter von 22 Jahren von einem Sturmtrupp der SA vor seinem Elternhaus in der damaligen Hintergasse angeschossen und am 8. August seinen schweren Schussverletzungen erlag. Bürgermeister Christoph Ewers enthüllte sie im Beisein von über 100 Bürgerinnen und Bürgern zusammen mit Mitgliedern des dörflichen Initiativkreises. Der wichtigste Satz auf der Gedenktafel lautet: „Sein Schicksal erinnert uns an alle Opfer von Terror und Gewalt, in unserer Gesellschaft darf solches nie wieder geschehen.“ In seiner Einführung erinnerte Ulrich Krumm an den Lebensweg von Siegfried Betz. Schon früh wurde er Mitglied des im Jahr 1919 gegründeten Ortsvereins der SPD, der im Dorf damals eine starke Gemeinschaft bildete und dem seinerzeit über 60 Mitglieder angehörten. Die Beerdigung von Siegfried Betz als erstes Opfer der Nazis im Siegerland am 12. August wurde mit über 2.000 Teilnehmern zu einer eindrucksvollen Demonstration für die Demokratie und gegen die aufziehende Diktatur. Ulrich Krumm erinnerte nicht nur an die Geschehnisse, die den Nazi-Terror in Holzhausen offenbar werden ließ: Anhand dieser markanten Tafel, die auf einer großen Basaltsteele liegt, holen wir die Geschichte an diesen Ort zurück, zum Gedenken an alle Opfer von Diktatur und Gewalt und allen zur Mahnung. Der Vorsitzende des SPD Ortsvereins Volker Gerstner Volker Gerstner sagte in seinem Redebeitrag: „Wir dürfen die Augen vor der Vergangenheit nicht verschließen. Diese Gedenktafel ist für unser Leben und unsere Zukunft enorm wertvoll.“ Bürgermeister Christoph Ewers dankte der Dorfgemeinschaft für die lebendige Erinnerungskultur. Er betonte, dass zur Identifikation mit seinem Heimatdorf auch die Auseinandersetzung mit deren Geschichte gehöre. „Es sei wichtig, dass Holzhausen seiner werteorientierten Haltung in Form einer Gedenktafel an eine Naziopfer Gesicht verleihe. Gerade auch in Zeiten, in dem man allzu leicht Populisten auf dem Leim gehe begreife er die Gedenktafel als ein Zeichen des Mutes, der Hoffnung und der Bewusstseinsbildung der Holzhausener Dorfgemeinschaft. Ein besonderer Höhepunkt der Feier war die Erinnerung durch den 95-jährigen Holzhausener Bürger Willi Krautwald, der als Nachbarskind im Alter von 10 Jahren die Ereignisse miterlebt hat und sichtlich bewegt seine Erinnerungen kundtat.
Die Gedenkfeier wurde durch den Posaunenchor Holzhausen u. a. mit den Stück „Shalom“ musikalisch umrahmt. Zum Abschluss stimmten die Besucher in das vom Posaunenchor angestimmtem Volkslied „Die Gedanken sind frei“ von Hoffmann von Fallersleben ein. Der Atatürkverein Siegerland brachte seine Verbundenheit mit einem kleinen Kranz zum Ausdruck. Danach schloss sich ein Gesprächsaustausch bei Kaffee und Kuchen in der „Alten Schule“ an.

(Autor: Ulrich Krumm)

Zum Thema

Regionale Personenlexikon zum Nationalsozialismus in den Altkreisen Siegen und Wittgenstein Hier weiterlesen 
Das aktive Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus Hier Weiterlesen